Tragödie von William Shakespeare, Deutsch von Frank Günther
Premiere: 17.09.2011, Wiederaufnahme am Sonntag, den 17.03.2013, 19.30 Uhr, Kleines Haus
Inszenierung: Manfred Beilharz, Bühne: Bernd Holzapfel, Kostüme: Renate Schmitzer, Dramaturgie: Dagmar Borrmann
Musik: Roman Beilharz
Der schwarze Feldherr Othello hat heimlich seine große Liebe, die weiße Senatorentochter Desdemona, geheiratet. Desdemonas Vater will einen Prozess gegen Othello führen, aber Othello hat momentan die Oberhand: Die Republik Venedig braucht ihn dringend als Feldherr im Kampf gegen die Türken.
Doch Othello hat einen verhängnisvollen Fehler begangen: er hat den jungen Cassio zu seinem Leutnant gemacht und Jago bei der Beförderung übergangen. Der beschließt, sich zu rächen. Roderigo, der in Desdemona verliebt ist und immer noch auf sie hofft, wird zu Jagos willfährigem Werkzeug.
Um Othello auf die Fährte zu locken, die ihn, Desdemona, Cassio und sogar den harmlosen Roderigo in Tod und Unglück stürzt, braucht sich Jago nicht einmal die Hände schmutzig zu machen. Er muss nur geschickt in jene Regionen der Seele vordringen, wo die Ängste, das Misstrauen und die Vorurteile zu Hause sind. Mit der Eleganz eines Croupiers platziert Jago in diesen dunklen Zonen seine Andeutungen und scheinbaren Indizien. Es ist ein Gemisch aus rassistischen Klischees, sexuellem Neid und Banalitäten über die angebliche Treulosigkeit der Frauen. Othello, der erfahrene Haudegen auf allen Schlachtfeldern, ist in Gefühlsdingen unerfahren. Seine Liebe zu Desdemona wird von Eifersucht zerfressen und Jago spielt ihm geschickt scheinbare Beweise für deren Untreue in die Hände. Othello durchschaut die Intrige nicht: Als er Desdemona tötet, glaubt er, einen Sühnemord für ihren Ehebruch zu vollziehen, während er doch nur der Spielball für Jagos Rache ist.
Das Publikum war begeistert. Die Aufführung lohnt sich, denn Beilharz zeigt, wie sich Figuren entwickeln können – zum Beispiel anhand von Desdemona (gespielt von Sybille Weiser). Die wird zunächst als blondes Dummchen dargestellt, sie schaut auch nach den Männern – könnte Othellos Eifersucht also durchaus begründen. Aber dann wird aus dieser Puppe eine Person. Das wird besonders deutlich im Duett mit Jagos Frau Emilia, gespielt von Franziska Werner. Sie ist überhaupt das Glanzlicht des Abends. Die ist die Einzige, die am Ende den Jago kritisiert und als Freie herausgeht aus dem Stück.
hr2 kultur, 19.09.2011