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Casio Rakete ist Sehnsucht. Casio Rakete ist Einsamkeit. Casio Rakete ist Ausgeliefertsein auf einer immer schneller drehenden Weltenscheibe, bei der die dritte Dimension abstrakt bleibt und die Haare trotz wachsender Fliehkraft stets glatt anliegen. Gut, dass wenigstens eines so bleibt, wie wir es schon damals unbedingt vergessen wollten:
Der unverkennbare 80er-Sound kultiger Mini-Keyboards dengelt im Soundtrack zum Leben dieses Ausnahmekünstlers so ungerührt von Klimakatastrophe und Diktatoren-Irrsinn weiter vor sich hin, als hätte es den Fall der Berliner Mauer nie gegeben.
Die Tonmischung von Roman Beilharz hat die in der Regel Mono ausgespielten Keyboard-Patterns dezent in ein Stereobild übertragen, sodass sich auch bei fiependen Melodien, dödelnden Bässen und robotisch nagelnden Akkorden ein live-ähnlicher Wohlklang einstellt, der Casio Raketes lakonischen, nie wirklich selbstmitleidigen Gesang in den Mittelpunkt einer Bühne stellt, auf der trotz vieler Töne und blinkender LED-Lämpchen stets Entfremdung und Alleinsein vorherrschen. Das Mastering verpasst den Mischungen eine seidige, transparente Plastikfolierung, ohne die kleinen, intimen Geständnisse durch den digitalen Dampfhammer in eine zu große Kaufhof-Tüte zu packen.
Die wunderbar trocken-humorvollen Casio-Rakete-Texte sind Alltagslyrik vom Feinsten: Große, tiefschürfende Themen werden stets im sicheren Flachwasser elektronischer Popmusik abgehandelt, sodass man große Zusammenhänge im Kleinen erkennt und zusammen mit einfachen tonalen Mustern dann letztlich doch noch – zum Näseln der automatischen Begleitakkorde – ergreifende Klarheit erfahren kann.