William Shakespeare, Übersetzung Thomas Brasch
Im Juni 2013 gewann bei den 2. Privattheatertagen die Inszenierung “Richard III” der Bremer Shakespeare Company den Monica-Bleibtreu-Preis in der Kategorie „Moderner Klassiker“.
Musik: Roman Beilharz
I have set my life upon a cast, And I will stand the hazard of the die.
Richard III, Akt 5, Szene 4
Wer ist Richard III? Richard III – seit Generationen das Inbild des abgrundtief Bösen, der homo homini lupus, der Schlächter. Richard Gloucester – der Missgestaltete, der radikal Einsame in einer Gesellschaft, deren Mitglieder nicht weniger Schuld als er auf sich geladen haben, aber die Unschuldigen spielen. Richard, letzter König des Hauses York, ein Spieler- Virtuose, dessen ideenreiches Machtspiel mit höchstem Einsatz in die Selbst-Vernichtung führt.
Auf seinem Weg an die Spitze eines verkommenen Staatsgebildes ist Richard entschlossen und ohne Skrupel. Er tötet seine engsten Verwandten, schreckt auch vor Morden an Kindern nicht zurück, wirbt um die Witwe eines von ihm ermordeten Prinzen, lässt seine Komplizen nach getaner Arbeit köpfen. Die Frauen in seinem Reich, angezogen von seiner Verführungskraft, abgestoßen von seiner Bösartigkeit, benennen seine Verbrechen, verfluchen ihn – und vermögen dennoch nicht, ihn aufzuhalten. Als alle Gegner geflohen oder geschlagen sind, England zu einem öden, verlorenen Land zu werden droht, formiert sich Widerstand in Frankreich. Ein neuer Held, Richmond, beansprucht den Thron und verspricht dem Land den Frieden. In der entscheidenden Schlacht vernichtet Richard sein letztes Opfer, sich selbst. Weit müssen wir nicht schauen, um die Richards unserer Zeit zu entdecken, die Gesellschaften und politischen Systeme, in denen Vertrauen tödlich sein kann, Verrat nützlich und ein Menschenleben wertlos ist; in denen Grausamkeit erwünscht und ein Gewissen störend ist.